„Aus vielen kleinen Schritten kann ein großer Schritt werden.“ Tick tack, tick tack. Die Erdenuhr tickt unaufhaltsam weiter! Erster Tag zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (BNE) an der Beruflichen Schule
Unser Besuch im Harburg-Huus
Schülerinnen und Schüler der Beruflichen Schule treffen sich mit polnischer Partnerklasse zur gemeinsamen Arbeit am #StolenMemory-Projekt im Schloss Morawa
Wir, die BW21, hatten vom 08.-12.05.23 eine Begegnung mit einer polnischen Klasse im Schloss Morawa/Schlesien. Die Reise mit der Bahn begann am Bahnhof in Bad Oldesloe. Bis Hamburg verlief alles nach Plan, aber dann ging unsere Pechsträhne los. Nach Missverständnissen, Bahnausfällen, Verspätungen und sehr vielen Gleiswechseln kamen wir mit einer kleinen Verspätung von vier Stunden in Morawa an.
Bei der Ankunft wartete die polnische Klasse bereits auf uns und es erfolgte die Zimmereinteilung. Nach einer Vorstellungsrunde aller Personen ging es zum Essen. Danach trafen sich einige deutsche und polnische Schülerinnen und Schüler zusammen zum Kartenspielen. Andere tranken gemeinsam Tee oder spielten draußen im Schlosspark Volleyball.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück starteten wir direkt mit dem Projekt Stolen Memory. Dabei geht es darum, persönliche Gegenstände, wie z.B. Papiere, Schmuck oder Erinnerungsfotos, die den Häftlingen in den Konzentrationslagern von den Nazis abgenommen worden waren, an Angehörige zu übergeben. Wir recherchierten im Arolsen Archive und erstellten Postings in den sozialen Medien, um Angehörige ausfindig zu machen. Gesprochen haben wir meistens auf Englisch oder Deutsch.
Nach der Projektarbeit fanden wir uns alle zusammen, tauschten uns über unsere Ergebnisse aus und nahmen an einem Spezialitätenabend teil. Die polnischen Schüler/-innen stellten uns Gerichte aus ihrer Heimat vor und wir taten es ebenso. Danach trafen wir uns wieder zum Kartenspielen. Wir spielten bis in die Nacht.
Am Mittwoch besuchten wir die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Groß-Rosen. Dieser Besuch gehörte zu dem Projekt Stolen Memory und war eine ergreifende Erfahrung, die wir anschließend zusammen in der Gruppe reflektierten.
Nach dem Besuch ging es für uns wieder zurück ins Schloss. Schon während des Essens wurde der Kamin angezündet. Im Anschluss setzten wir uns alle an den Kamin und unterhielten uns mit einer 96-jährigen Zeitzeugin, deren Familie vor dem Krieg das Schloss Morawa gehörte. Ihr Name ist Melitta und sie hat ein sehr gutes Erinnerungsvermögen, weswegen wir uns wunderbar unterhalten konnten. Sie beherrscht Deutsch, Polnisch sowie Englisch und Portugiesisch. Melitta hatte sowohl lustige als auch sehr emotionale Geschichten aus der Zeit des Krieges und der Flucht zu erzählen.
Am letzten Tag vor der Abreise fuhren wir in die nahe gelegene Stadt Breslau. Durch eine Stadtrallye lernten wir viel über die Stadt und die Kultur dort. Nachdem wir die Aufgaben bewältigt hatten, durften wir uns frei in der Stadt bewegen, was uns allen viel Spaß gemacht hat. In dieser Freizeit durften wir bei schönstem Wetter unternehmen, was wir wollten. Manche gingen im Sonnenschein spazieren, andere gingen essen und wieder andere waren ausgiebig einkaufen. Am Abend spielten wir gemeinsam mit unseren polnischen Partnern noch eine Runde Volleyball und grillten Stockbrot und Wurst am Lagerfeuer.
Am Tag der Abfahrt trafen wir uns noch einmal mit unseren neuen polnischen Freunden und übergaben Geschenke. Die polnische Schulklasse wurde zuerst abgeholt, weswegen wir direkt am Morgen Abschied nehmen mussten. Wir machten alle zusammen Bilder und verabschiedeten uns ausgiebig, denn es waren gute Freundschaften entstanden. Einige von uns verbrachten die Wartezeit bis zur Abfahrt im sonnigen Garten, andere gingen noch einmal zu Melitta, bevor wir uns auch von ihr verabschiedeten und dann ging es für uns schon wieder nach Hause. Im Gegensatz zu der Hinfahrt ging auf der Rückfahrt alles glatt und wir kamen gut in Bad Oldesloe an.
Wir können für alle sprechen, wenn wir sagen, dass dieser Aufenthalt im Schloss Morawa eine schöne und prägende Erfahrung für uns war. Die Klasse ist dadurch sehr gut zusammengewachsen und auch mit unseren Lehrerinnen hatten wir viel Spaß. Mit der polnischen Klasse halten wir seither Kontakt.
Lilly Busack, Artiola Dervishi
BW21