20.06.2025
[sor]„Mehr Demokratie wagen.“ Diese berühmten Worte Willy Brandts sind nicht nur ein historisches Zitat, sondern auch eine lebendige Inspiration für die Berufliche Schule in Bad Oldesloe und die engagierten Lehrkräfte, die sich am 10. und 11. Juni 2025 zu den Schulentwicklungstagen versammelten. Diese Tage standen ganz im Zeichen der Vorbereitung auf die bevorstehende Demokratiewoche im November, und es wurde klar, dass nicht nur über Demokratie gesprochen werden würde, sondern sie auch aktiv gestaltet wird.
Die Initiatoren Claudia Schecker und Daniel Werstat eröffneten die Tage mit einem inspirierenden Briefing, das die Bedeutung der Demokratiebildung in den Mittelpunkt stellte. Sie betonten, dass Schulen nicht nur Orte der Wissensvermittlung sind, sondern auch Keimzellen demokratischer Werte, die es zu fördern gilt. Der Dienstagvormittag stand ganz im Zeichen der Ideenfindung. Die Lehrkräfte hatten die Qual der Wahl aus einem breiten Angebot an Impulsvorträgen. Die Bandbreite der Themen spiegelte die Vielfalt und Tiefe der aktuellen Herausforderungen wider: Von der praxisnahen Einführung in "Lernen durch Engagement" (LDE) und den innovativen Demokratiekonzepten unserer Schulsozialarbeiterinnen bis hin zu einem aufschlussreichen Workshop über Fake News, geleitet von der erfahrenen NDR-Journalistin Corinna Below.
Ein besonderer Höhepunkt der Schulentwicklungstage war die Teilnahme der ukrainischen Lehrerin Alina Rybakova. In einem innovativen Workshop streamte sie live zu ihren Schülerinnen und Schülern nach Odesa und ermöglichte so einen lebendigen Austausch mit den deutschen Lehrkräften. Diese interkulturelle Begegnung brachte wertvolle Perspektiven und Ideen, die in die Vorbereitung der Projekte einfließen werden. Zudem wird eine Klasse unserer Schule aktiv in den Austausch eingebunden und so Teil eines internationalen Projekts der Demokratiewoche.
Al Alina Rybakova erläutert dem konzentrierten Lehrkräfte-Publikum die aktuelle Situation in der Ukraine und besonders in ihrer Heimatstadt Odesa
Ein Stück Deutschland: Corinna Brelow liest auch aus ihrem bewegenden Buch.
Auch die eine oder andere Anekdote durfte in Manfred Eisners Lesung nicht fehlen.
Am Nachmittag des ersten Tages begannen die Lehrkräfte mit der konkreten Planung und Ausarbeitung der über 30 Projekte, die im November umgesetzt werden sollen. Diese Projekte sind so vielfältig wie die Lehrkräfte selbst, doch sie alle eint das Ziel, die Demokratie zu fördern und erlebbar zu machen. Der zweite Tag der Schulentwicklungstage wurde durch einen eindrucksvollen Vortrag von Manfred Eisner bereichert. Aus seiner Biografie „Verhasst-geliebtes Deutschland: Chronik einer deutschen jüdischen Familie“ schilderte er bewegend die Flucht seiner Familie vor dem Nazi-Regime nach Bolivien und seine Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1957. Seine packenden Erfahrungen und die daraus gewonnenen Lektionen hinterließen bei den Zuhörerinnen und Zuhörern einen bleibenden Eindruck. Eisner schloss seine Rede mit dem eindringlichen Paradoxon: „Nie wieder ist jetzt“.
Auch die eine oder andere Anekdote durfte in Manfred Eisners Lesung nicht fehlen.
Diese Worte mahnen eindrücklich, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist, sondern täglich neu verteidigt und gelebt werden muss. Die Schulentwicklungstage setzten ein starkes Zeichen für die Bedeutung der Demokratiebildung und knüpfen an Willy Brandts Aufruf an. Die bevorstehende Demokratiewoche bietet den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, Demokratie zu wagen, sie aktiv zu erleben und mitzugestalten – ein lebendiges Beispiel dafür, wie Schule als Ort der Demokratieförderung wirken kann.