14.10.2025
(erh) Plastik ist im Alltag überall zu finden. Ohne Kunststoffe ist unsere heutige Welt kaum vorstellbar. Gerade Weltmeere und Gewässer sind besonders stark belastet. Stand heute befinden sich 150 Millionen Tonnen Plastikmüll mit einer Lebensdauer von bis zu 450 Jahren in den Weltmeeren. Ein Zustand, der nicht nur das Ökosystem Meer belastet, sondern auch der Menschheit schadet. Der Umweltverein One Earth – One Ocean (oeoo) engagiert sich weltweit, Plastikmüll aus den Gewässern und Ozeanen zu sammeln. Daher rutscht der Aspekt, die Menschen für das Thema zu sensibilisieren immer weiter in den Fokus seiner Arbeit. Denn nur wer das Problem verinnerlicht hat, ist bereit, den Plastikverbrauch und damit auch den Plastikmüll zu reduzieren, bestenfalls zu vermeiden.
Dieses ist das Ziel des Workshops „Von der Probeentnahme bis zur Mikroplastik-Analyse“, den am 24. September 2025 der Chemiekurs des Beruflichen Gymnasiums (12. Jahrgang) der Profile Technik (TG24) sowie Ernährung (EG24) besuchten. Zunächst erhielten die Schülerinnen und Schüler von dem Referenten Dr. Rüdiger Stöhr einen Impulsvortrag über die Verbreitung und Gefahren von Kunststoffen für Mensch und Tier. Anschließend wurden Wasserproben aus den regionalen Flüssen „Beste“ und „Trave“ untersucht, indem in einem zweistufigen Filterverfahren diverse Partikel herausgefiltert wurden, um diese anschließend zu mikroskopieren und mithilfe einer Datenbank (FTIR) zu identifizieren. Beide Proben wiesen eine Verunreinigung durch Mikroplastik auf. Jede untersuchte Wasserprobe wird in die Microplastic Pollution Map von oeoo aufgenommen und unterstützt weitere wissenschaftliche Arbeiten und Auswertungen. Mithilfe dieses Systems lässt sich jedes Kunststoffpartikel erfassen und kann bei großen Verschmutzungen auf den Verursacher hinweisen und damit einen Beitrag zur Aufklärung von Umweltsünden leisten. Die erfassten Mikroplastikteilchen stammten aus unterschiedlichen Kunststoffarten, darunter weichere (z.B. Polyethylen) und härtere (z.B. PET) Polymere. Diese findet man beispielsweise in Zahnpasta, Duschgel oder Haarspray. Durch die tägliche Hygiene geraten diese Produkte und damit auch die Kunststoffpartikel zunächst ins Abwasser. Diese Stoffe lassen sich in Kläranlagen nur schwer vollständig herausfiltern und gelangen so in Flüsse, Seen und Meere und schließlich über die Nahrungskette oder das Trinkwasser auch in den menschlichen Körper. „Durch den Workshop wurde deutlich, dass Chemie weit mehr als nur Zahlen und Formeln sind“, so David Westfahl (Fachlehrkraft für Chemie und Ernährung) in seinem Fazit. „Sie prägt unseren Alltag und unsere Umwelt.“
Die Schülerinnen und Schüler fanden es besonders spannend, selbst auf Spurensuche nach Mikroplastik zu gehen und dadurch zu erleben, wie nah uns dieses Problem wirklich ist. Veaceslav Grincu, Schüler aus dem Ernährungsprofil hält solche Workshops für sehr wichtig, denn nur durch die Schaffung eines Problembewusstseins könne der Mensch verstehen, „dass das Leben auf unserem Planeten in unseren Händen liegt und wir alles noch zum Besseren verändern können“. Hierzu ergänzte seine Mitschülerin Johanna Hopp: „Durch den Workshop haben wir festgestellt, dass wir komplett von Mikroplastik umgeben sind. Ich würde mir wünschen, dass in naher Zukunft ein Verfahren entwickelt wird, mit dem Mikroplastik aus Gewässern entsorgt werden kann.“ Dieser Wunsch scheint derzeit noch in weiter Ferne zu sein, denn lt. oeoo könne mit heutigen Mitteln Mikroplastik kaum mehr aus der Natur entfernt werden. Umso wichtiger ist es neben einer „Maritmen Müllentsorgung“ den Weg zur Plastikvermeidung einzuschlagen.
Was im Fluss treibt, landet unter unserem Mikroskop. Mikroplastik-Check: von der Probe bis zur Auswertung.
Spurensuche im Klassenzimmer - Gemeinsam mit Dr. Rüdiger Stöhr entlarven wir Mikroplastik in Alltagsdingen