19.03.2024 Projekte
#StolenMemory 2024
(wer/knie) Knapp 150 Schülerinnen und Schüler der 11. Klassen des Beruflichen Gymnasiums der Beruflichen Schule des Kreises Stormarn in Bad Oldesloe arbeiten auch in diesem Jahr wieder aktiv am Projekt #StolenMemory der Arolsen Archives. Unterstützt wurden sie hierbei von den Schülerinnen und Schülern der Verwaltungsfachangestellten Unterstufe sowie der Kaufmännischen Assistentinnen und Assistenten.
Von Sonntag bis Freitag (25.02. bis 01.02.2024) trafen sich die Lernenden der Oldesloer und ihrer acht polnischen und zwei ukrainischen Partnerschulen an sechs verschiedenen Standorten, zwischen Kamminke auf Usedom und Kreisau im Süden von Polen.
Vor Ort entstanden internationale Teams, die sich gemeinsam auf die Suche nach Angehörigen von NS-Opfern machten. Dazu wählten die Lernenden vorab Bilder von Effekten, dies sind persönliche Gegenstände der Opfer, aus dem Onlinearchiv der Arolsen Archives, starteten die Recherche zu den persönlichen Daten der von ihnen gewählten Fälle und machten sich auf die Suche nach Angehörigen. Die bi- bzw. trilateralen Gruppen gingen hierbei unterschiedlich und sehr kreativ vor. So schrieben sie Personen bei Facebook an, erstellten Instagramposts und telefonierten auch mit anderen Gedenkstätten und Verwaltungen bzw. tauschten sich in E-Mails aus. In zwei Fällen konnten die Detektive einen Erfolg verbuchen. „Es war uns möglich zu zwei Familien Kontakt aufzunehmen“, bestätigt Schülerin Zuzanna Kauer (18) aus Mława. In beiden Fällen wollen die Familien die persönlichen Gegenstände ihrer Vorfahren übergeben bekommen, so dass nun die Planungen der Übergabezeremonien anlaufen.
Neben der Arbeit an den Fällen des #StolenMemory-Projekts stand auch die Auseinandersetzung mit der Geschichte auf dem Programm. Der Besuch verschiedener KZ-Gedenkstätten oder Zwangsarbeitereinrichtungen bot den Schülerinnen und Schülern eine erneute Konfrontation mit den Tatorten der Geschichte, indem sie sich vor Ort selbst einen Eindruck beispielsweise über die Haftbedingungen verschaffen konnten. In von den Lehrkräften organisierten Workshops arbeiteten sie anschließend ihre individuell gesammelten Eindrücke auf.
Um die Perspektive in die Zukunft zu richten, richteten die Gruppen abschließend den Blick in die Gegenwart. Die bi- und trilateralen Kleingruppen stellten aktuelle politische Entwicklungen in Deutschland, der Ukraine und Polen vor und diskutierten deren mögliche Konsequenzen, um anschließend Ableitungen für das eigene politische Handeln zu finden. Während dieser Workshops kam es immer wieder zu Situationen in denen die Teilnehmenden ähnliche Entwicklungen in den Heimatländern aber auch im Vergleich mit der Geschichte feststellten.
Nach fünf Tagen intensiver Arbeit von ca. 350 Jugendlichen aus drei Ländern bleibt als erstes Fazit der Sucherfolg in zwei Standorten, zweitens die kritische Auseinandersetzung mit der Gegenwart, drittens der Aufbau privater Kontakte zwischen den Teilnehmenden und der wichtigste Punkt zum Schluss: eine friedliche und bereichernde Zeit für alle Schülerinnen und Schüler aller beteiligten Schulen.
Wir machen weiter.