Schülerinnen und Schüler entwarfen Broschüre mit Erinnerungsorten an den Nationalsozialismus Geschichte erlaufen in Bad Oldesloe
Berufswahlmesse in Bad Oldesloe
Engagement gegen Rassismus ausgezeichnet
Berufliche Schule in Bad Oldesloe gewinnt den Willi-Piecyk-Preis 2024
Schülerinnen und Schüler des Beruflichen Gymnasiums zeigen ihre Urkunde
(Knau) Eine prestigeträchtige Auszeichnung für langfristiges Engagement – die Berufliche Schule in Bad Oldesloe ist Preisträger des renommierten Willi-Piecyk-Preises. Ein Preisgeld von 1.500 Euro, das seit Jahren nicht mehr in dieser Höhe ausgelobt wurde, würdigt das herausragende Engagement der Schule im Bereich der politischen Bildung und des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Die Preisverleihung fand am 18. September 2024 an der Schule selbst statt und stellt einen Höhepunkt der gemeinsamen Anstrengungen gegen Intoleranz und Ausgrenzung dar. Besonders bemerkenswert: Die Schule hat sich nicht selbst um die Auszeichnung beworben, sondern wurde von Heiko Winkel-Rienhoff, Vertreter der Arbeitnehmerseite des Deutschen Gewerkschaftsbundes, nominiert. „Die Projekte und Aktionen der Berufsschule in Bad Oldesloe haben mich ganz stark beeindruckt. Sie passen hervorragend zum diesjährigen Motto der Preisverleihung. Daher habe ich die Schule vorgeschlagen,“ schwärmt Heiko Winkel-Rienhoff.
Der Willi-Piecyk-Preis, der alle 3 Jahre seit 2011 von der SPD Schleswig-Holstein und dem SPD EuropaForum vergeben wird, zeichnet Projekte aus, die sich aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen widmen und für ein geeintes Europa engagieren. In diesem Jahr stand der Preis unter dem Motto „Seid laut! – Wirksame Ideen gegen Rassismus und Rechtsextremismus“. Die Berufliche Schule in Bad Oldesloe überzeugte mit ihrem internationalen Projekt #StolenMemory, das Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit bietet, sich intensiv mit den Schicksalen der Verfolgten des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen.
#StolenMemory – Erinnerungen wachhalten, Geschichte lebendig machen
Im Mittelpunkt des preisgekrönten Projekts #StolenMemory steht die Aufarbeitung von Erinnerungen an die Opfer des Nationalsozialismus. Schülerinnen und Schüler der Beruflichen Schule in Bad Oldesloe arbeiten dabei länderübergreifend mit Partnerschulen zusammen, um persönliche Gegenstände und Dokumente der Verfolgten zu identifizieren, aufzubereiten und ihren Angehörigen zurückzugeben. Sprachbarrieren und unterschiedliche Kulturen begleiten die Schülerinnen und Schüler bei der Verfolgung ihres gemeinsamen Ziels. Alina Mae Hansen (19), die am Projekt teilgenommen hat, betont: „Wir haben uns mit polnischen Studenten getroffen und sind in unsere gemeinsame Vergangenheit eingetaucht. Ich habe aber auch etwas von der polnischen Kultur kennengelernt. Es war eine tolle Erfahrung!“
Die emotionale Auseinandersetzung mit der Geschichte geht dabei weit über den Unterricht hinaus – sie bringt die Schülerinnen und Schülern direkten Kontakt mit der Vergangenheit und schärft ihr Bewusstsein für Menschenrechte, Gerechtigkeit und die Bedeutung von Toleranz in der heutigen Gesellschaft. Schulleiter Kai Aagardt bedankt sich insbesondere bei den projektverantwortlichen Lehrkräften Claudia Schecker und Daniel Werstat. „Wir schaffen eine Erinnerungskultur, damit sich die Geschichte nicht wiederholt und dafür bringen wir viele junge Leute zusammen.“ Auch die Schülerinnen und Schüler sind überzeugt von dem Projekt: „Es ist etwas völlig anderes, in einer alten Lagerhalle vor unzähligen Aktenschränken zu stehen und echte Dokumente in der Hand zu halten“, bestätigt Florian Herrmann (19). „Das geht unter die Haut – diese Erlebnisse verändern und ich sehe unsere Vergangenheit aus einem anderen Blickwinkel.“
Die Landesvorsitzende der SPD Schleswig-Holstein, Serpil Midyatli, betont in ihrer Rede: „In Zeiten, in denen der gesellschaftliche Diskurs immer rauer wird und gewalttätige Auseinandersetzungen zunehmen, müssen wir Haltung zeigen und laut sein. Projekte wie #StolenMemory schaffen es, nicht nur Missstände aufzuzeigen, sondern auch Lösungen anzubieten: Respekt, Dialog und gegenseitige Anerkennung.“
Neben der Beruflichen Schule in Bad Oldesloe wurde auch der CSD Kiel e.V. für sein Engagement gegen Diskriminierung im Rahmen des Christopher-Street-Days mit einem Preisgeld von 500 Euro ausgezeichnet.
Der Sprecher des EuropaForum und Moderator der Preisverleihung Enrico Kreft schließt die Preisverleihung mit folgenden Worten ab: „Danke an die Lehrkräfte und Schüler für Ihr Engagement. Das wird sie durch ihr Leben tragen, diese Eindrücke und Momente, die man nicht im Unterricht lernt. Das ist das Wertvollste, was man als Lehrer mitgeben kann. Vernetzt denken – vernetzt sein. Willi hätte sich gefreut, wenn er hätte erleben können, wie Sie hier an ein Europa glauben.“