Actionbound AG-Erinnerungsarbeit der Beruflichen Schule des Kreises Stormarn in Bad Oldesloe „Orte der Erinnerung in Bad Oldesloe“
Engagement gegen Rassismus ausgezeichnet Berufliche Schule Bad Oldesloe gewinnt den Willi-Piecyk-Preis 2024
Schülerinnen und Schüler entwarfen Broschüre mit Erinnerungsorten an den Nationalsozialismus
Geschichte erlaufen in Bad Oldesloe
Broschüre "Gang der Erinnerung"
Erster Blick in die druckfrische Broschüre.
(erh) Erinnern. Das bedeutet, Informationen im Gedächtnis zu bewahren und sich derer immer wieder bewusst zu werden. Erinnern, an die Geschichte und an die Rolle der Nationalsozialisten in Bad Oldesloe.
In einem schulübergreifenden Projekt setzten sich Schülerinnen und Schüler der Beruflichen Schule in Bad Oldesloe, der Theodor-Mommsen-Schule, der Theodor-Storm-Schule sowie der Ida-Ehre-Schule mit dem Thema „Spuren des Nationalsozialismus in Bad Oldesloe“ auseinander, mit dem Ziel, eine Broschüre zu erarbeiten, durch die Geschichte greifbar und sichtbar bleibt.
Am 6. Dezember 2022 war Projektstart. Zunächst recherchierten die Jugendlichen, wie der Nationalsozialismus in und um Bad Oldesloe verbreitet war. Die gewonnenen Informationen wurden zunächst strukturiert und anschließend zu einem „Gang der Erinnerung“ mit elf verschiedenen Erinnerungsorten in Bad Oldesloe zusammengestellt. Die Besonderheit dieser Broschüre zeichnet sich dadurch aus, dass die Berichte zu den jeweiligen Orten von Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Schulen, Jahrgangsstufen und Bildungsgängen verfasst wurden und gerade diese Vielfältigkeit spiegelt sich auch in den entstandenen Texten wider. Die Texte bieten interessierten Bürgerinnen und Bürgern, aber auch Besuchern der Stadt die Möglichkeit, sich gezielt mit der Gegenwärtigkeit von Geschichte anhand von lokalen Beispielen auseinanderzusetzen.
Fast zwei Jahre nach dem Startschuss, am 13. September 2024, fand das Projekt in der Aula der Theodor-Mommsen-Schule mit der offiziellen Vorstellung der Broschüre „Gang der Erinnerung“ seinen Abschluss. Zunächst begrüßte Indre Schmalfeld als Schulleiterin der TMS alle Anwesenden und hob durch die schul- und klassenübergreifende Zusammenarbeit noch einmal die Außergewöhnlichkeit des Projektes hervor. Anschließend ergriff der Oldesloer Bürgermeister Jörg Lembke das Wort, indem er betonte, dass man sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen müsse, um Vergleichbares zu verhindern. Ein Blick auf die letzten Landtagswahlen zeige, wie wichtig diese Auseinandersetzung sei. Das hätten die Schülerinnen und Schüler mit diesem Projekt getan. „Oldesloe ist stolz auf Sie“, so Lembke direkt an die Jugendlichen gerichtet. Simon Grauers (ehm. Schüler der TMS) sprach als Vertreter der Schülerschaft. Er freue sich darüber, dass Geschichte jetzt erlaufen werden könne, „Orte, die wir alle kennen, deren Anblick wir gewohnt sind“ und doch dazu beitragen, sich zu erinnern. Als begleitende Lehrkraft für Gemeinschaftskunde an der BSK wies Laura Schnackenbeck darauf hin, dass nicht nur Wissen für die allgemeine Geschichte im Unterricht eine Rolle spielen solle, sondern auch lokale Aspekte zu betrachten seien. So wurden auch in Bad Oldesloe jüdische Menschen, politische Gegner und Minderheiten Opfer des Regimes. „Es ist unsere Pflicht, ihre Geschichten zu erzählen und ihr Andenken zu bewahren. Mit dieser Broschüre haben unsere Schülerinnen und Schüler einen wertvollen Beitrag gegen das Vergessen und für das Erinnern geleistet.“ Sowohl der Gemeinschaftskundekurs des 13 Jg. der Profile Ernährung und Pädagogik/Psychologie des Beruflichen Gymnasiums als auch die Gruppe Sina Preilipper, Hannah Sophie Friese, Zoe Karsten und Phillip Horn aus dem Wirtschaftsprofil sind jeweils mit Texten in der Broschüre vertreten. Die vier hatten sich mit den Todesmärschen beschäftigt, die auch am Bahnhof in Bad Oldesloe Halt machten. „Obwohl ich täglich mit der Bahn zur Schule komme, war mir dieser Ort in Verbindung mit dem Nationalsozialismus unbekannt. Durch das Projekt habe ich jetzt einen ganz anderen Blick dafür und schaue auch immer mal wieder zum Denkmal auf dem Vorplatz rüber“, so Hannah.
Erinnern ist auch dem Initiator des Projektes – Wolfgang Abel wichtig. Gemeinsam mit der ehemaligen Bürgerworthalterin Ilse Siebel trug er diese besondere Idee des Erinnerns an die Lehrkräfte der vier Schulen heran. „Denn nur, wer die Geschichte kennt, die Gegenwart versteht, kann Zukunft gestalten“, so Abel. Für ihn ist es besonders wichtig eine nachhaltige Erinnerungskultur zu schaffen, um die Jugend von unseren Werten zu überzeugen, „sonst haben wir verloren.“