Öffnungszeiten des Schulbüros während der Herbsterferien
Eva Szepesi – eine Zeitzeugin berichtet
Festakt zum Gedenken an den 09. November – ein Tag des Erinnerns und des Nicht-Vergessens
Berufliche Schule wird für ihre engagierte Erinnerungsarbeit als Yad Vashem Schule ausgezeichnet
Erfolgreiche im Projekt #StolenMemory
Auszeichnung als Partnerschule Yad Vashem
Stimmungsvolle Begleitung
(hens) „Heute versammeln wir uns zu einem besonderen Festtag – um uns an ein Datum zu erinnern, das tief in der Geschichte unseres Landes verankert ist“, eröffnet Schulleiter Kai Aagardt am 08. November 2024 den Höhepunkt der ersten Demokratiewoche der Beruflichen Schule in Bad Oldesloe: den Festakt zum Gedenken an den 09. November. „Dieses Datum markiert Momente des Lichts“, so Aagardt mit Verweis auf z.B. den Berliner Mauerfall. Der 09. November erinnere aber vor allem an die abscheulichen Momente der Dunkelheit. Unvergessen bleibe die Reichspogromnacht, in der zahlreiche Gewalt- und Gräueltaten gegen jüdische Bürgerinnen und Bürger sowie deren Einrichtungen stattfanden. Dieser Tag sei daher der Trauer und dem Gedenken an die Opfer gewidmet: „Auf, dass sich derartige Gräueltaten niemals wiederholen.“
In diesem Sinne ist der Festakt in die erste Demokratiewoche der Beruflichen Schule eingebettet. Das Programm der Woche ist vielfältig, sodass z.B. ein Gespräch mit der Zeitzeugin Eva Szepesi, ein Workshop zur Arbeit von Yad Vashem und der Besuch der KZ-Gedenkstätte in Neuengamme zur Auseinandersetzung anregen. „Es ist von großer Wichtigkeit, dass wir die kommenden Generationen über die Schrecken der Vergangenheit aufklären. Bildung ist dabei der Schlüssel zum Aufbau einer Erinnerungskultur“, betont Schulleiter Aagardt.
Dass es zur Erreichung dieses Ziels den Einsatz unterschiedlicher und engagierter Akteurinnen und Akteure braucht, zeigen die zahlreichen Ehrengäste, Beteiligten und Interessierten, die der Einladung zu diesem Festakt folgten. Besonders der Besuch der Bildungsministerin Karin Prien unterstreicht die Bedeutung der schulischen Bildung und ist zudem eine enorme Wertschätzung, der an der Schule geleisteten Arbeit.
Fünfter Erfolg im Rahmen des Projekts #Stolen Memory
„Ich bin sehr dankbar, dass wir heute hier zusammenkommen“, so Ministerin Prien. In ihrer Festrede unterstreicht sie die Bedeutung des 9. Novembers, welcher zum Erinnern an die Menschen einlade, die Träume, Talente, Zukunftspläne, Hoffnungen und Wünsche hatten und plötzlich aus dem Leben gerissen wurden. „Dass diese Erinnerungen wachgehalten werden, dafür sorgt ihr, liebe Schülerinnen und Schüler, zusammen mit euren Lehrkräften […] auf eure Ergebnisse könnt ihr stolz sein“, so Prien mit Blick auf das bereits langjährige Engagement der Beruflichen Schule im Projekt #StolenMemory. Hier recherchieren Schüler/innen in den Arolsen Archives an Biografien von NS-Verfolgten und haben Zugang zu Dokumenten und mehr als 2500 persönlichen Gegenständen (Schmuck, Uhren und Alltagsgegenständen). Die Schicksale der Opfer können erforscht und das Ziel verfolgt werden, das von den Nationalsozialisten geraubte Eigentum an die Nachkommen der Opfer zurückzugeben. In Zusammenarbeit mit Schüler/innen der polnischen Partnerschule, der Mieczyslaw-Karlowicz- Musikoberschule wird nun der fünfte Erfolg gefeiert: Im Rahmen des Festakts erhält Michal Springer nach knapp 84 Jahren einen Ehering und ein weiteres Schmuckstück (sogenannte Effekte) seines Urgroßvaters Ladislaus Springer. Dieser wurde am 21. Mai 1898 geboren und am 14. Oktober 1940 als politischer Häftling ins Konzentrationslager Neuengamme verschleppt. Ladislaus Springer stammt aus Wagrowiec im Kreis Poznań. Er war Malermeister, verheiratet, hatte zwei Kinder und erfuhr im Konzentrationslager grausames Leid.
„Es ist eine zutiefst prägende Erfahrung, die zeigt, dass Erinnerung und Verantwortung generationsübergreifend sind“, so Schülerin Lisa Kahl im Rahmen der Übergabe der Effekte an Michal Springer. Dieser scheint sichtlich überwältigt und berichtet nach dem Festakt: „Als ich vor zwei Jahren den ersten Anruf erhalten habe, hielt ich es noch für einen Scherz.“ Nachdem ihm dann die Unterlagen zugeschickt wurden, war für ihn klar: „Ich fahre persönlich hin, um den Schmuck abzuholen.“ Michal Springer sei bewusst, wie viel Arbeit die Schüler/innen investiert haben und ist ihnen sehr dankbar. Er sichert zu: Die Schmuckstücke seines Urgroßvaters werden einen besonderen Platz erhalten.
Auszeichnung als Yad Vashem Partnerschule
Durch die Teilnahme an Projekten, wie #Stolen Memory leistet die Berufliche Schule in Bad Oldesloe einen wertvollen Beitrag zur Erinnerungsarbeit. Besondere Wertschätzung erfährt sie beim Festakt durch die Auszeichnung als Yad Vashem Partnerschule. Als Partnerschulen werden jene ausgezeichnet, die sich über viele Jahre und in außergewöhnlichem Maße in Erinnerung an die Opfer, aber auch im Kampf gegen Antisemitismus und andere Phänomene der Fremdenfeindlichkeit engagiert haben. In ihrer Laudatio macht Anne Weininger-Lepper (Internationalen Gedenkstätte Yad Vashem) deutlich, dass die Berufliche Schule sich dieser herausfordernden Aufgabe enthusiastisch und ambitioniert gestellt habe. „Es ist ein sehr beeindruckendes Beispiel dafür, was an einer Schule möglich ist, wenn alle Lehrkräfte, die Schulleitung, aber auch die Schülerinnen und Schüler an einem Strang ziehen und etwas bewirken wollen. […] In diesem Sinne sehe ich einer freundschaftlichen und fruchtbaren Zusammenarbeit entgegen, in der sich unsere verschiedenen Perspektiven ergänzen und zu einer gegenseitigen Inspiration beitragen“, so Weininger-Lepper. Das Partnerschulnetzwerk des Desk für die deutschsprachigen Länder umfasst bis heute 16 Partnerschulen in acht Bundesländern. In Schleswig-Holstein ist die Berufliche Schule in Bad Oldesloe die zweite Partnerschule und die erste berufliche Partnerschule.
„Auf, dass sich derartige Gräueltaten niemals wiederholen“ – Ausblick und Dank
Dass Projekte und Initiativen wie die der Beruflichen Schule zunehmend an Bedeutung gewinnen, macht Ministerin Prien in ihrer Festrede deutlich. Sie verweist auf eine Zunahme antisemitischer Vorfälle - auf die Zunahme von Übergriffen und Gewalt gegen Juden. „Deshalb gilt: Nie wieder ist jetzt! […] Deshalb ist es so wichtig, dass wir gerade jetzt Schulter an Schulter zusammenstehen und keinen Millimeter Platz machen. Und dass wir eine klare Botschaft senden: Es gibt kein wir und sie. Wir sind sie!“
Wir bedanken uns herzlich bei allen Beteiligten, die zum Gelingen dieses Festakts und der zahlreichen Projekte und Initiativen unserer Schule beitragen. Ein besonderer Dank gilt dabei auch dem außerordentlichen Engagement der für Demokratiebildung zuständigen Abteilungsleiterin Claudia Schecker und der Lehrkraft Daniel Werstat, der Förderung durch das Deutsch-Polnische Jugendwerk und dem Orchester der Partnerschule Mieczyslaw-Karlowicz-Musikoberschule, das den Festakt stimmungsvoll und beeindruckend begleitete.