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Aus Träumen wird Nachhaltigkeit Lehrerinnen und Lehrer der Schule bilden sich zum Thema „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) fort.
Berufliche Schule organisiert trinationales Lehrerseminar für emotional bewegende Projektarbeit
Lebendige Erinnerungskultur
(stei) Bad Oldesloe. Wie kann die Aufarbeitung von Geschichte unter die Haut gehen?
Mit dieser Frage haben sich vom 16. bis 19. Dezember 2021 in der internationalen Bildungs- und Begegnungsstätte Schloss Trebnitz im grenznahen Landkreis Märkisch-Oderland 9 deutsche und 10 polnische sowie drei online zugeschalteten russischen Lehrkräften beschäftigt. In dem Seminar, welches maßgeblich von den Oldesloer Lehrern Claudia Schecker und Daniel Werstat organisiert und moderiert wurde, ging es um die praktische Anwendung der Kampagne #StolenMemory.
Das Ziel des Seminars bestand, neben der Einführung in die Kampagne, in der Erarbeitung und Erprobung von Lerneinheiten für die Geschichtsaufarbeitung mit Jugendlichen. „Unsere bereits bestehenden Kontakte zu polnischen Bildungseinrichtungen und die Erfolge der bisherigen Projektarbeit unserer Schule sind eine Chance und ein Ansporn zur Fortsetzung im größeren Stil“, betont Europakoordinatorin Claudia Schecker. „Im 11. Jahrgang des Beruflichen Gymnasiums steht demnächst das Thema „Nationalsozialismus“ an. Hierzu bieten wir unseren 110 Schülerinnen und Schüler dieses Jahrgangs die fantastische Gelegenheit der kooperativen Recherchearbeit. Gemeinsam mit polnischen und online zugeschalteten russischen Jugendlichen werden sie an fünf Standorten in Deutschland und Polen Geschichte erleben“, erläutert Gemeinschaftskunde-Lehrerin Laura Schnackenbeck.
Wenn sich 250 Schülerinnen und Schüler an die Arbeit machen sollen, muss das bestens vorbereitet sein. Um die Organisation von aktiven, zielorientierten Recherchen und das Herstellen von persönlicher Betroffenheit bei den Schülerinnen und Schülern ging es den beteiligten polnischen, deutschen und russischen Lehrkräften. Erinnerungskultur soll nichts Theoretisches und damit Starres, sondern etwas sehr Lebendiges sein. Was kann dabei mehr „unter die Haut gehen“ und das Herz höherschlagen lassen als die Freudentränen eines Nachfahren, dem das durch eigene Recherche zugeordnete Erinnerungsstück eines ehemaligen KZ-Häftling übergeben wird? In den Archiven befinden sich ca. 2.500 von den Nazis geraubte Gegenstände und unzählige Briefe und Dokumente. Die Nadel im Heuhaufen zu suchen, so könnte es den Anschein haben. Die Projektkoordinatorin Claudia Schecker betont: „Wie hoch der Effekt ist, wie akribisch und geduldig die Suche angegangen wird, das hängt von der Gestaltung unserer Lerneinheiten ab!“ Deshalb erarbeiteten die Beteiligten in den Workshops unter Anleitung von zwei Mitarbeiterinnen der Arolsen Archives spannende Vermittlungsmethoden zum tieferen Eindringen in die Online-Bestände und Tools der Archive, nutzten 3D-Effekten-Viewer und Interaktive Karten. Außerdem lernten die Lehrerinnen und Lehrer Methoden zur Vermittlung kultureller Diversität, zur Sprachanimation und für Gedenkstättenbesuche in den ehemaligen Konzentrationslagern kennen.
Die Arbeit am Projekt hält die Erinnerung wach bei der jetzigen Generation. Saskia Herold von der Berufsschule in Bad Oldesloe formulierte mit ihrer Arbeitsgruppe die methodische Schlüsselfrage: „Wie muss unsere Gesellschaft gestaltet sein, damit sich solche Verbrechen nicht wiederholen? Was kann jeder Einzelne dafür tun?“
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars zogen am Abschlusstag ein positives Fazit: Alle fühlen sich bestens gerüstet für die kommende praktische Geschichtsaufarbeitung. „Es herrscht jetzt viel mehr Klarheit darüber, wie das Projekt inhaltlich und methodisch stattfinden kann“, kommentiert Andreas Wittorf von der Beruflichen Schule Bad in Oldesloe. Seine polnische Kollegin Izabela Witlewska vom Musikgymnasium Poznan ergänzt: „Das Vorbereitungsseminar war eine wunderbare Möglichkeit des gegenseitigen Kennenlernens, um künftig vertrauensvoll und zielorientiert zusammenzuarbeiten.“
Der Schneeball-Effekt: 22 Lehrkräften arbeiten aktiv mit 250 Jugendlichen und auch deren Familienmitglieder, Freunde und die gesamte Schulgemeinschaften von knapp 2000 Schülerinnen und Schüler erfahren von den Inhalten der trinationalen Jugendarbeit. Das ist potenzierte emotionale Kraft gegen das Vergessen!