Kinderrechte leicht gemacht! – Zukünftige Sozialpädagogische Assistenten empfangen Kindergartengruppe im Rahmen der Stormarner Kindertage
Naturwissenschaften sehen, fühlen und erleben Erstes Festival MINT Kultur*en an der Beruflichen Schule in Bad Oldesloe
Alfons macht Schule! –
Kabarettist diskutiert mit Schülerinnen und Schülern an der Beruflichen Schule in Bad Oldesloe
Alfons macht Schule – Wir waren dabei!
(hens) Orange Trainingsjacke und Puschel-Mikrofon – so kennen die meisten ihn. Als Reporter „Alfons“ wurde der Kabarettist Emmanuel Peterfalvi berühmt und setzt sich seither für die deutsch-französische Freundschaft ein. Sehr direkt und mit viel Charme nimmt er in seinem Programm die Deutschen und Franzosen „auf die Schippe“ und beschert den Zuschauern amüsante Unterhaltung im deutschen Fernsehen und Radio. Dass Emmanuel Peterfalvi mehr als Unterhaltung zu bieten hat, erlebten Schüler der Beruflichen Schule des Kreises Stormarn in Bad Oldesloe, als er sie am 06. November 2023 im Unterricht besuchte. Vier Tage zuvor hatten die Schülerinnen und Schüler sein Theaterstück „Alfons jetzt noch deutscherer“ im Alma Hoppes Lustspielhaus in Hamburg gesehen und freuten sich nun auf ein persönliches Gespräch mit Peterfalvi.
„Wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen, das Stück so persönlich zu machen?“, fragt Nikola Foerster (Schülerin des Beruflichen Gymnasiums) direkt zu Beginn und scheint sehr gespannt auf die Antwort. Peterfalvi berichtet, dass er zunächst nur Programme gemacht habe, in denen viel gelacht wurde. Langfristig habe ihm das nicht mehr gereicht: „Ich möchte mehr Emotionen wecken […] es soll in euch arbeiten, wenn ihr Zuhause seid […] Spürt, was ihr wirklich machen wollt.“
Die Situation, in sich reinzuhören und sich zu entscheiden was man wirklich machen will, kennt Emmanuel Peterfalvi: Aufgewachsen in Paris kam er 1991 nach Deutschland und stand irgendwann vor der Entscheidung seiner Einbürgerung. Damit habe er sich sehr schwer getan, denn seine Großmutter hatte das NS-Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz überlebt. Er stellte sich oft die Frage „Was hätte meine Großmutter über meine Einbürgerung gedacht?“ und kam letztlich zu dem Schluss, dass sie dem positiv gegenübergestanden hätte. Inzwischen ist Peterfalvi über 30 Jahre in Deutschland, hat die französische und deutsche Staatsbürgerschaft und verarbeitet seine Erfahrungen in seinem Theaterstück „Alfons jetzt noch deutscherer.“
Dass er mit seinem Stück die Zuschauer berührt und zum Nachdenken bewegt, wird an der Rückmeldung der Schüler deutlich: „Alfons geht sehr offen mit seiner persönlichen Geschichte um“, berichtet Tom Reinold (Schüler der Verwaltungsfachklasse). Tom berichtet ehrlich, dass er den Geschichtsunterricht früher als langweilig empfand. „Alfons jetzt noch deutscherer“ lebe hingegen durch den Wechsel von humorvollen und sehr tiefgründigen Momenten, was einen emotionalen Zugang zur deutsch-französischen Geschichte ermögliche. „Man konnte sich sehr gut auf das Stück einlassen. Alfons nimmt kein Blatt vor den Mund und geht spontan auf sein Publikum ein“, ergänzt Daria Hohmann (Schülerin der Verwaltungsfachklasse). Peterfalvi ist dabei sehr wichtig, dass niemand mit Schuldgefühlen aus dem Stück geht. Er versteht es als eine Umarmung bzw. eine Versöhnung.
Dass die deutsch-französische Freundschaft für Peterfalvi ein wichtiges Anliegen ist, stellte auch Claudia Schecker (Lehrerin der Beruflichen Schule) fest, die ihn persönlich bei der Bundeskonferenz Europaschulen/ Europabildung in Flensburg kennenlernen durfte. Dort gestaltete sie einen Workshop zum „Stolen Memory“-Projekt der Beruflichen Schule des Kreises Stormarn in Bad Oldesloe, welches sich auf die Rückgabe persönlicher Gegenstände (Effekte) aus den Konzentrationslagern an die Familien der Opfer fokussiert. Schecker nahm ebenfalls an einem Workshop von Peterfalvi teil. Das gemeinsame Interesse für Zeitgeschichte, Toleranz und Versöhnung verbindet. Schnell kam man ins persönliche Gespräch: „Emmanuel zeigte großes Interesse an der Erinnerungsarbeit unseres Projekts und konnte sich vorstellen eine unserer Übergaben der Effekte zu begleiten. Seither stehen wir in regelmäßigem Kontakt“, berichtet Schecker. So war das Team von Peterfalvi beispielsweise am 29. November 2022 an der Beruflichen Schule und es wurde gemeinsam der Frage nachgegangen, wie sich die Programme von Peterfalvi in den Unterricht einbinden lassen. Von der Ausbildungsvorbereitung über die Fachschule für Sozialpädagogik und das Berufliche Gymnasium hatten Kolleginnen und Kollegen der Schule Unterricht unter diesem Fokus vorbereitet und dem Team präsentiert. Schecker freut sich, dass Peterfalvi nun zu Besuch ist und ihn Schüler in einem persönlichen Gespräch kennenlernen dürfen.
Der persönliche Kontakt mit den Schülern ist Peterfalvi wichtig. Die gesellschaftspolitische Situation beschäftige ihn. Es sei wichtig, dass sich die Jugendlichen damit auseinandersetzen und Demokratie verstehen und mitgestalten. „Es geht nicht darum ein großer Held zu sein. Jeder kann etwas bewirken“, motiviert er die Schüler.
Die Gespräche mit den Schülern empfindet Peterfalvi als fantastisch und motivierend. Er nimmt sich Zeit, wirkt dabei humorvoll, ausdrucksstark, aber auch sehr nahbar und persönlich. „Mir hat gefallen, dass Emmanuel unsere persönlichen Fragen beantwortet hat und wirklich interessiert an unserer Meinung war“, berichtet Nikola Förster. „Ja, das Interesse an uns war wirklich groß. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich mit so vielen neuen Erkenntnissen rausgehe.“, ergänzt Bonny Pfaff (Schülerin des Beruflichen Gymnasiums).
Spürt, was ihr wirklich machen wollt!
„Holt mal alle Eure Handys raus!“, fordert Emmanuel Peterfalvi zum Schluss die Schüler auf, welche nun das erste Mal sichtlich irritiert sind. „Tragt euch einen Termin ein! Heute in zehn Jahren schreibt ihr mir, wie es euch geht. Habt ihr Eure Träume verwirklicht?“ Ein Lächeln macht sich auf den Gesichtern der Schüler breit. Peterfalvi fordert die Schüler auf, sich aktiv mit ihrem Leben auseinanderzusetzen: Was will ich wirklich? Habe ich wirklich gemacht, was ich machen wollte? „Die Schüler sollen ein tolles Leben haben. Das ist das, was meine Großmutter mir geschrieben hat: Ich wünsche dir ein geiles Leben!“
Herzlichen Dank an Emmanuel Peterfalvi für seinen Besuch an der Beruflichen Schule, das persönliche Engagement und inspirierende Gespräche. Wir freuen uns auf weitere (gemeinsame) Projekte!